Statement

Sinti und Roma tauchen in vielen Filmen auf, aber noch immer gibt es kaum einen deutschen Spielfilm von, mit und über Sinti oder Roma.

Statt dessen dominiert noch immer die Fokussierung auf vermeintlich gruppenspezifische und vorgeblich typische Eigenschaften wie Armut, Kriminalität und Heimatlosigkeit, Naturverbundenheit, ein besonderes musikalisches Talent und ein freies Leben ohne Zwang. Dadurch werden Stereotype und Vorurteile immer wieder aufs Neue reproduziert, und die Geschichten sowie die Figuren entsprechen den überlieferten rassistischen Klischees.

Sinti und Roma, das sind im deutschen Spielfilm nach wie vor und bis heute die vermeintlich Anderen, die Fremden. Eine von außen zugeschriebene Gruppenzugehörigkeit überlagert in diesen Darstellungen stets die individuelle Charakterzeichnung oder konkrete Lebensumstände. Dabei wird zudem vor allem die historische Entstehung von gesellschaftlichen Zuständen und der nationalsozialistische Völkermord an den deutschen und europäischen Sinti und Roma sowie die bis heute andauernde Ausgrenzung und Diskriminierung konsequent ausgeblendet.

Sabina thaj o Elvis ist einer der ersten deutschen Spielfilme von, mit und über Roma, in dem Romanes gesprochen wird, und dessen Drehbuch von Roma selbst erarbeitet wurde. Wohl erstmals wird in einem deutschen Spielfilm eine Geschichte konsequent aus der Perspektive von Roma erzählt, in der sie nicht die vermeintlich Anderen oder Fremden sind, sondern in dem sie ganz im Gegenteil im Zentrum des erzählten Geschehens stehen.

Die Lebenswelt der Figuren, die Roma sind, ist der Mittelpunkt, die Lebenswelt der Mehrheitsgesellschaft hingegen ist die sie umgebende Peripherie. Dabei ergeben sich vielfältige und differenziert dargestellte Berührungspunkte zwischen diesen beiden Welten, die sowohl negativ, als auch neutral und ebenso positiv sein können.

Die Dialoge in Sabina thaj o Elvis finden über weite Strecken auf Romanes statt und werden auf Deutsch untertitelt. Alle Darstellerinnen und Darsteller von Roma werden auch von Roma gespielt. Der Film setzt dabei konsequent auf Laiendarsteller.

Der Film gehört zum Genre des Minderheitenkinos, das authentisch von sich und über sich erzählt, ebenso wie dies beispielsweise seit einigen Jahrzehnten etwa im deutsch-türkischen Film geschieht.

Die Darstellerinnen und Darsteller der Hauptrollen sind zugleich Mitglieder des Drehbuchteams und haben das Script anhand ihrer eigenen Lebenswelten und Vorstellungen entwickelt.

Es verbindet sich die Kompetenz der Darstellerinnen und Darsteller in der Stoffentwicklung, die von ihrem und aus ihrem eigenen Leben erzählen, mit der technischen und fachlichen Kompetenz eines professionellen Drehteams und der ebenso professionellen Postproduktion.